Rosen

Herr Daepp, der Volksmund sagt «Geduld bringt Rosen». Was sagen Sie?

Nach meiner Einschätzung stehen den geduldigen Gärtnerinnen und Gärtnern mindestens ebenso viele ungeduldige zur Seite. Passionierte Rosenliebhaberinnen und -liebhaber sind häufig Sammlerpersönlichkeiten, die sich über Jahre ganze Kollektionen aufbauen. Dabei kann es um besonders namhafte Rosen, besonders seltene Exemplare oder bestimmte Themen gehen. So könnte man zum Beispiel auf die Idee kommen, all die Rosen besitzen zu wollen, die im berühmten südenglischen Garten Sissinghurst blühen. Rosenfreunde mit Sammlerblick sind wirklich bereit, einen gewissen Leidensdruck auf sich zu nehmen und je nach Sorte jahrelang auf die erste Blüte zu warten. Genau das gehört aber auch zur Philosophie, denn eine Rose wird hier ganz klar als Königin betrachtet, die zu Extravaganzen neigt.
In der Überzahl sind jedoch die Gärtnerinnen und Gärtner, die ihre Rosen als wichtigen Teil des Blütenflors im Garten betrachten und sich von Ende Mai bis weit in den Herbst an eleganten Blüten und Düften erfreuen wollen. Ihnen würde ich raten: Wählen Sie Rosen in Ihren Lieblingsfarben, aber wählen Sie bewährte Sorten: Achten Sie darauf, dass die Rosen öfterblühend und möglichst regenfest sind und je nachdem auch eine Berglage vertragen. Unser 300 Sorten umfassendes Rosensortiment wird bei uns im Bärnbiet gezogen und ist dank strenger Auswahl so aufgebaut, dass sich geeignete Varietäten für die ganze Schweiz finden lassen.

Rosen sind wetterfühlige Pflanzen. In manchen Jahren kommt der Sommer schon im April, in anderen dauert der Winter bis in den Juni. Welche Rosen würden Sie als besonders wetterfest empfehlen?

Tatsächlich gibt es einige Rosensorten, die den Wunsch nach Schönheit, Charme und Widerstandskraft bei fast jeder Wetterentwicklung erfüllen. Die Bodendeckerrose ‘The Fairy’ zum Beispiel würde ich jederzeit als erste Rose in einem Gärtnerleben empfehlen. Sie bereitet nämlich auch dann noch Freude, wenn man gar kein Rosenanfänger mehr ist. ‘The Fairy’ blüht zuverlässig in mehreren Wellen von Anfang Juni bis zum ersten Frost. Sie besitzt glänzendes dunkelgrünes Laub und eher kleine Blüten, die in Zartrosa an elegant überhängenden Dolden wachsen. Ähnlich witterungsbeständig, mehrfach blühend und selbst für Berglagen geeignet ist die äusserst charmante ‘Marie Curie’, die 1997 vom berühmten Züchter Meilland eingeführt wurde. Ihre gefüllten, frisch duftenden aprikotfarbenen bis kupfergelben Blüten erinnern an Rüschenröckchen und stehen dicht an dicht im dunkelgrünen, glänzenden Laub. Wer es noch klassischer und nostalgischer mag, dem würde ich zum Beispiel die öfter blühende, reich gefüllte Beetrose ‘Leonardo da Vinci’ empfehlen, die ebenfalls durch grossen Blütenreichtum auffällt. Diese Züchtung ist mit dem Jahr 1993 auch eher neueren Datums und bereitet gerade Einsteigern ohne viel Erfahrung ein schönes Blüh- und Dufterlebnis.

Gibt es eigentlich einen Zusammenhang zwischen der Widerstandskraft einer Rose und ihrem Züchtungszeitpunkt?

Nur bedingt, denn wesentlich sind vor allem die Zuchtziele, die sich aus den «Eltern», beziehungsweise den genetischen Vorfahren einer neuen Rosensorte formulieren lassen. Eine der bekanntesten Rosensorten, die heute bei Hobbygärtnern und Profis gleichermassen beliebt ist, kam bereits 1945 auf den Markt. Die Rede ist von der sehr blühwilligen Edelrose ‘Mme A. Meilland’. Ihre grossen, eleganten Blüten zeigen ein interessantes, eher kühles Gelb und einen dunkelrosa Rand. Diese Zweifarbigkeit verleiht ‘Mme A. Meilland’ eine besondere Lebendigkeit und lässt sie in den Abendstunden herrlich leuchten. Fast noch schöner ist aber ihr guter Charakter: Diese gut verzweigte Sorte ist sehr widerstandskräftig und sogar für Berglagen geeignet. Sie wirkt sowohl in Einzelstellung als auch im Beet und ist dank ihrer hohen Blütenstiele hervorragend als Schnittrose geeignet.

Wenn man nun die passenden Rosen erworben hat, sind sie ja noch längst nicht eingepflanzt. Worauf muss man wirklich achten?

Wie bei jeder Pflanze beginnt auch bei Rosen der Erfolg mit dem richtigen Standort: Bei uns in der Schweiz und besonders auf der Alpennordseite gehören Rosen an den wärmsten und sonnigsten Platz, den ein Garten, eine Terrasse oder ein Balkon zu bieten haben. Rosen gedeihen nämlich dann am besten, wenn ihr Laub im Morgentau oder nach einem Regenguss schnell wieder trocknet. Ausserdem benötigen Rosen einen tiefgründigen Boden, in den sie ungehindert ihre Wurzeln treiben können. Vor allen Dingen aber brauchen Rosen viel Liebe. Und da die Liebe zu grossen Teilen aus Wissen und Erfahrung besteht, besucht man als Einsteigerin und Einsteiger am besten einen Rosenkurs. Und betreibt damit einen kleinen Aufwand, der sich ein Gärtnerleben lang lohnt. Wer nicht ganz so viel Aufwand betreiben will, findet auf www.daepp.ch die Pflanz- und Pflegeanleitungen in schriftlicher Form und bei vielen Pflanzen sogar eine Videoanleitung.

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